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Tag 19 - von Pamplona nach Najera

Dienstag 14. April 2015

Gestern Abend habe ich nochmals einen Stadtbummel gemacht und in einer kleinen Bar etwas gegessen.

Nach dem Ruhetag brauchte es ja nicht so viel Kalorien wie nach dem Strampeln. Vor meiner Abfahrt hatte ich mir noch einige Fragen Inventur an mein Leben vorbereitet, diesen Fragen will ich während dieser Reise nachgehen. Lebensabschnitt wechseln, war das jetzt alles, was kommt noch, was will ich noch, was will ich ändern an mir, beruflich, privat etc.

Ihr wisst, wovon ich spreche? Ja, jeder hat ja mal diese Phase, wo es nicht richtig klappt wie man es möchte, dann kommt irgendwann mal der Moment der Besinnung. Da bin ich jetzt mittendrin! Es gibt Leute die sagen, so meditieren kann man nur beim Gehen. Ich sage Euch, das geht auch beim Pedalen! Es gibt so viele Strecken, da kommt keine Abzweigung, da musst nicht denken, welchen Weg jetzt nehmen sollst, da geht es nur bergauf, Meter für Meter, Tramp für Tramp. Und genau diese Monotonie führt dann in die Tiefe! Natürlich in die Höhe, aber in die Tiefe des Bewusstseins.

Jedenfalls habe ich gestern an meinem Ruhetag viele Eckpunkte und Eckpfeiler zu Papier gebracht, so verfolgte es mich auch in der Nacht. Fortlaufend studierte ich an dem Zeugs herum und siehe da, gegen Morgen kam sie! Und sie kam volle Pulle! Nein, nicht die Luise - es kam die Krise! Heute morgen wollte ich gar nicht mehr aus dem Bett. Nur noch heim, tschüss, aus und vorbei! Leck mich doch das Zeugs! Alles war falsch heute, die Sprache spanisch gefiel mir nicht, keine Velowege vorhanden, wieder schauen zwischen den verschiedenen Programmen, dass ich meinen Weg finde, und und und...

Ich kann ja machen was ich will, diejenigen, denen es nicht passt, sollen erst mal den Weg machen, den ich bis jetzt zurückgelegt habe - so ging das in meinen Gedanken. Beine und Hosenboden machten natürlich fröhlich mit bei dem Ganzen, in der Hoffnung, endlich Ruhe zu haben! Da musste der Steinbock - Grind wieder mal eingreifen und den streikwilligen Mitgliedern die Kappe waschen!

Mit Mühe und Not brachte ich dann alle in einigermassen korrekter Reihenfolge an das Frühstücksbuffet, nachher packen, laden und verabschieden. Gottlob war der Verkehr in der Stadt heute nicht überaus dicht, eine Lücke für mich blieb immer. Die spanischen Autofahrer sind nicht für Ihre grosse Geduld bekannt, wurde ich gewarnt. Wer hat aber die Spanier vor mir gewarnt? Niemand - aber ich hatte den Dreh schnell raus, wie Du respektiert wirst!

So strampelte ich nun mehr oder weniger lustlos meinem Etappenziel Estella entgegen. Dieses Ziel hatte ich mir aus einem Buch genommen, da war alles so wunderbar beschrieben. Mein Problem heute: Ich war schon um 12.30 Uhr am Ziel. Ja da könnt ihr Euch lebhaft vorstellen, wie sich Hosenboden und leicht schmerzende Beine gefreut hätten, so kurz nach dem Ruhetag ein wenig strampeln und schon wieder grosse Pause!

Nein, das mochte ich denen nicht gönnen, der Chef bin ich, der Kopf - so muss es sein, sonst machen die mit Dir, was sie wollen! Come on, motivierte ich sie, alles was wir jetzt schaffen, ist über Ziel hinaus geschenkt! Also ohne definiertes Ziel weiter, so als mögliches Ziel visierte ich mal Logrono an.Zu sagen gibt es noch, dass ich ja das ausgedruckte und im GPS gespeicherte GPS Tracks Programm habe, darauf ist die grosse Etappe Najera. Immer stärker fasste ich dieses Ziel in den Bereich des Möglichen, immer aber mit der Möglichkeit, jederzeit abbrechen zu können und in irgend einem Dorf ein Hotel zu requirieren.

Das Ziel rückte immer näher, aber ich hatte mit dem zweiten Akku nicht gerade gespart und musste nun auch noch darauf achten. Ich gab nicht auf, die Motivation war wieder da und die Krise in weite Ferne gerückt - um 18.41 Uhr traf ich in Najera ein, 137 Km gefahren, müde und überglücklich, die Krise überwunden zu haben.

Neben vielen Pilgern, die ich gesehen habe, denen ich geklingelt und gewinkt habe, gab es noch den spanischen Mountain Bike Fahrer. 30 Jahre jünger als ich, athletische Velofahrerfigur, durchtrainiert. Wie sind uns heute immer wieder begegnet. Mal machte ich Fotos und er fuhr an mir vorbei, mal machte er eine kleine Pause und ich fuhr an ihm vorbei. Irgendwann werden wir zu gleicher Zeit anhalten, dachte ich mir. Der Moment kam in Estella, wo ich eigentlich den Etappenpunkt anvisiert hatte. Bereits hatte ich entschieden weiterzufahren, da sah ich auf der rechten Seite ein grossen Einkaufscenter. Davor hatte der Spanier mit dem Velo parkiert. Ich steuerte auf ihn zu und hielt neben ihm, parkierte mein Gefährt. Er sprach wirklich nur spanisch, aber irgendwie verständigten wir uns. Ich bot ihm an, auf sein Velo und sein Gepäck aufzupassen währen er einkaufen gehe, danach umgekehrt. Mann hatte der Freude, als er begriff, was ich vorhatte. Er liess mir dann den Vortritt, und wir machten das genau so. Früher als ich war er mit dem Verstauen seiner Vorräte fertig und machte sich von dannen. Ohne aber abzumachen, trafen wir uns laufend wieder, fuhren sogar eine Strecke zusammen.

Er stammt aus Spanien und macht den Jakobsweg ab Pamplona, so 100 Km pro Tag hat er anvisiert, er wird also innert einer Woche dieses Ziel erreicht haben. Ist lustig, wie man auf verschiedenste Art und Weise auf Weggefährten treffen kann, machmal braucht es gar nicht viele Worte, man versteht sich einfach! Im Dorf Najera angekommen hielt ich schnell an, checkte auf www.booking.com das beliebteste Hotel mit der besten Bewertung und stiess somit auf das Duques de Najera. Ein Dreistern Hotel, alles bestens, sehr netter Empfang, speditive Abwicklung, Pegasus im Weinkeller versorgt und schon war ich versorgt. Er gab mir dann noch den Tipp, wo ich am besten essen kann.


Im Meson "El Buen Yantar" sagte er mir, werde ich zufrieden sein. Die beiden Inhaberinnen kochten und servierten persönlich, beide mit ausgesprochener Freude an der Arbeit und an der Bedienung der Gäste. Und dann zu Preisen, so günstig, da schämt man sich fast, nur so wenig zu bezahlen. Überflüssig zu sagen, dass das Lokal läuft wie geschmiert und auch von den Einheimischen rege besucht wird!

Du meine Güte, die Berichte und die Tagesetappen werden immer länger!
Ich sollte wieder mal am Kissen horchen gehen!

Bis morgen - liebe Grüsse an alle!