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Tag 6 - von Seyssel nach Saint-Ondras

Mittwoch 1. April 2015

Nach einem feinen Nachtessen im Beau Sejour in Syssel bin ich todmüde ins Bett gefallen und habe gut geschlafen.

Am Morgen wieder etwas länger im Bett gelegen, erstens sind meine Nebenhöhlen- und Hustenprobleme noch vorhanden und zweitens sah der Himmel so richtig schwarz verhangen aus, da musste ich mich nicht beeilen, diese "Aussendusche" konnte ich auch später noch "geniessen".

 

Im Speisesaal direkt über der Rhône ein währschaftes Frühstück geniessen und dabei den wilden Wirbeln zuschauen, was die mit dem Treibholz veranstalten, dazu erhielt ich als Entschädigung für die schlechten Wetteraussichten die Möglichkeit. Zurück ins Zimmer und nochmals Strecke und Wetter checken!
Da fällte ich den Entscheid, heute nicht der Velotour Jakobsweg zu folgen, sondern die Orte nach Velowegen mit Google Maps zu befahren.

Das schlechte Wetter hat den Wander- und Fahrwegen massiv zugesetzt. So als Tagestour mit einem Moutainbike im Sand und Morast rumgurken könnte noch angehen, aber täglich ausgewaschene Bachbetten überwinden mit meiner Ausrüstung finde ich nicht lustig. Und siehe da, la France hat auch hervorragende Velowege! Asphaltiert, unterhalten, bestens! So fuhr ich einen grossen Teil des Tages der Rhône entlang. Herrliche Bilder, einzig das Wetter, ja sorry, immer wieder das Wetter. Heute gabs wirklich das volle Programm: kalt, warm, schwarzer Himmel, blauer Himmel, Sonnenschein, heftige Regengüsse, Riesel und sogar Hagel. Da man ja nicht den ganzen Tag mir den Regenkleidern rumfahren kann wegen Hitzestau und so, musste ich immer wieder einen Unterstand suchen für Tenuewechsel oder abwarten bis der Regenschub vorbei war.

Durch diese Wartezeit gab es es heute viele schöne Begegnungen! Im Nachhinein waren all die Strapazen nicht umsonst! Nicht mal eine Stunde unterwegs, flüchtete ich auf die gedeckte Veranda eines Einfamilienhauses. Die beiden altenLeute erschraken zuerst ein wenig, kamen dann aber heraus. Es ergab sich ein gutes Gespräch, obwohl ich mit meinem holprigen französisch immer wieder Beine und Hände zu Hilfe nehmen musste. Man bot mir sogar noch einen Kaffee an, wirklich nette Leute!

Haben Sie auch schon bemerkt, ich treffe immer nur nette Leute!

Also los und wieder weiter, immer schön der Rhône entlang. Mal überholte mich ein Velofahrer, mal überholte ich eine Gruppe. Da es allen gleich ging mit dem Unterstand, sah man sich noch einige Male während des Tages, das Winken wurde immer ausgeprägter!

Auch einen Fusspilger, einen richtigen mit Hut und Stock habe ich getroffen.
Beim Unterstand stand ich schon da, er kam, wir sahen uns an und sagten "Sali" zueinander in Mundart, Aargauerdialekt, Freiämterdialekt?
Er: "Woher chunnsch?"
Ich: "Vo Birrbel und Du?"
Er: "Vo Schofise..."
Heia war das eine schöne Begegnung!

Der Bruno Geissmann von Schafisheim, 15 Minuten von Birrwil, aufgewachsen in Wohlen, 15 Minuten von Boswil trifft den Keusch Hans Ueli von Birrwil, aufgewachsen in Boswil! Natürlich hatten wir ein interessantes Gespräch und es ist zu hoffen und anzunehmen, dass ich diesen flotten und sympathischen Kumpel nach unserer Rückkehr mal wiedersehen werde!
Bruno macht den Jakobsweg zu Fuss ab Konstanz. Er macht so 30 bis 40 Kilometer pro Tag, Hut ab vor dieser Leistung!
Bruno - hebs guet und bis bald!

Durch die  Routenumstellung konnte ich Saint Genix und Saint Andre ins Visier nehmen und somit wieder einen Tag nach meinem ursprünglichen Tagesplan einsparen! Der erste Akkuwechsel war genau in St. Genix fällig, nach 60 Km.
Akku gewechselt, kleine Zwischenverpflegung zu mir genommen, Beine ein wenig vertreten, wer kommt das zugefahren?

Ein Velofahrer, den ich wie beschrieben schon einige Male gesichtet hatte. Diesmal hielt er neben mir und stellte sich vor, es ist der Armin. Ein Deutscher aus München, so um die 35 - 40 schätze ich (ist zwar mit Helm schwierig), ein sehr freundlicher und sympathischer Kumpel, er macht ein halbes Jahr Auszeit! Aktuell fährt er als "Training" mit dem Mountainbike von München nach Barcelona, dann trifft er in Mallorca seine Freundin und macht mit ihr eine Woche Ferien. Dann fährt er wieder mit dem Bike von Barcelona nach München zurück! Anschliessend wird er dann 2 Monate Island bereisen! Hut ab vor dieser Leistung! Lieber Armin, ich wünsche Dir gute Fahrt und auch sonst alles Gute! Es war nett Dich kennen zu lernen und so das Schicksal will, kreuzen sich unsere Wege wieder mal, bye und machs gut!

Mit dem vollen Akku Richtung Saint Andre, welches ich nach etwa einer Stunde bei Sonnenschein erreichte. Kein Office des Touristes, kein Hotel weit und breit. Ich konnte fragen wen ich wollte, niemand kannte ein Hotel in unmittelbarer Nähe! Meine Beine waren noch ok, meine Moral sowieso und sogar genügend Akku war vorhanden! Eine Boulangerie habe ich angesteuert und die junge Bäckerin in die Fragestunde genommen. Sie hatte den guten Einfall, dass jemand im Hauptgeschäft etwas wissen könnte. Gut so Mädchen, das Hauptgeschäft wusste Bescheid! In ein paar Kilometer Entfernung gebe es ein Haus mit Chambres d'hôtes! Also Wegbeschrieb her und ab die Post.

Das mit dem Erklären eines Weges ist bekanntlich so eine Sache, die beschreiben immer Gebäude und Zeugs, die anscheinend existieren, aber ich seh's nicht. Ich sagte mir: Also ok, noch bis zur nächsten Abzweigung, dann drehe ich um. Die nächste Abzweigung war dann richtig, Tafel chambres d'hôtes 1500m. Na also, weiter. Und wirklich: 2. Tafel, 3. Tafel und schon war ich da. Wow ein super schönes Landhaus, weitherum keine andern Häuser - ein Bijou!

Der Hausherr mähte gerade den Rasen mit seinem Aufsitzmäher als ich ankam.
Er rief seine Frau an, ob noch ein Zimmer frei sei. Die vorhandenen Zimmer seien permanent ausgebucht, war die Ausgangslage. Die Herrin des Hauses erschien nach etwa 5 Minuten. Sie ist Managerin und coacht Leute von de SNCF, viele dieser Kursteilnehmer schlafen dann auch im Maîson, daher die permanente Belegung. Wieder mal wurde ich belohnt - ein einziges Zimmer war noch frei und ich erhielt es auch! Als Madame mir das Zimmer zeigte, hat es mich fast aus den Socken gehauen - so schön - unglaublich! Sehr gerne sagte ich natürlich zu und begann gleich, meine Bagage ins Gemach zu transportieren. Madame macht neben ihrem Job auch noch das Gästewesen, sie kocht und und ....!
Und nett und charmant ist sie auch noch dazu, der Monsieur übrigens auch! Sie hätte für mich gekocht, da ich als einziger Gast im Hause geblieben war, die anderen waren alle ausgeflogen. Dies wollte ich ihr nicht antun und bestellte eine Käseplatte mit einem halben Liter Wein auf das wunderschöne Zimmer!

Hier ist mir so richtig wohl, diesen Ort werde ich nie in meinem Leben vergessen!

Bonne Nuit :-)