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Tag 10 - von Le Puy en Velay nach Sauges

Ostersonntag 5. April 2015

Im Hôtel Chris'tel in Le Puy en Velay genoss ich nochmals das reichhaltige Frühstücksbuffet, bevor ich um ca. 08.30 in die Pedalen trat.

Dass diese Etappe wieder lange Steigungen bereit hielt, wusste ich vom Studium des Höhenprofils und war dementsprechend darauf eingestellt. Leider war es über Nacht empfindlich kälter geworden, das Thermometer zeigte gerade mal 2 Grad plus an! Und dies im Talkessel Le Puy en Velay! Was würde mich dann in der Höhe erwarten? Ja einiges, wie ich noch sehen sollte!

 

Wieder gab es eine lange Steigung über 25 Km Distanz. Heute war eher der Aufstieg die Belohnung, weil man ja beim Aufstieg schön warm hat! Noch nicht ganz zuoberst angelangt, sah ich links und rechts mit etwas Schnee bedeckte Felder und plötzlich gaben meine Reifen so ein komisches, graupelknirschendes Gräusch von sich. Uh jeh, festgefrorene Graupelkörner oder Riesel, wie man will. Du meine Güte, dies mit meinem schwer zu handelnden Gefährt!

Nur keinen Schlenker, keine unvorsichtige Bewegung, nicht Bremsen, möglichst keine Kurven! Kurz und gut, ich fuhr wie auf Eiern. OK kann man sagen, ist ja Ostern, da fährst auf Eiern… Nur oben bleiben war die Devise, nicht auf dem Berg, auf dem Stahlross das aus Alu besteht! Ich überstand es heil und nahm die folgende Abfahrt entsprechen vorsichtig in Angriff.

In Alleyras nahte meine Rettung: ein Bar mit Cheminée! Noch nie in meinem Leben habe ich meines Wissens drei heisse Chocolats nacheinander getrunken, hier schon! Dazu erhielt ich ein grosses, dickes Stück Bauernbrot, sagenhaft gut!

Einen netten Kumpel aus Strasbourg traf ich hier. Er ist Mitglied einer Gruppe Kajak und Kanufahrer, welche seit 30 Jahren immer über Ostern einen Campingplatz bewohnen und von dort aus Kajak Touren machen. He, die schlafen im Zelt, auch wenns unter Null ist! Heute wars aber auch der Gruppe zu kalt, die gingen wandern, bis auf den einen. Der sass in der Bar vor dem Cheminée und trank ein Bier. So durchfroren wie ich war, sagte ich zu ihm, er könne mir 100 € bezahlen, ich würde auch dafür jetzt kein Bier trinken. Lieber wärmte ich meine Finger an der warmen Chocotasse.
Mit dem Wirt zusammen ergaben sich dann einige Interessante Diskussionen, da lernt man immer wieder über Land und Leute. Als ich alle meine Knochen wieder fühlte und auch die Finger wieder beweglich waren, machte ich mich auf den Weg zu meinem Tagesziel Sauges. Da war aber nochmals ein langer Aufstieg zu bewältigen. Da fror ich wenigstens nicht, obwohl in der Höhe der Wind wirklich stark blies, ich musste aufpassen um nicht von der Strasse zu geraten. Bei schönem und warmem Wetter wäre ich noch weitergefahren, Akku und Verfassung würden noch mehr ertragen, aber die Kälte behagte mir nicht länger, ich hatte genug davon und sehnte mich nach Aufwärmen!

Gleich bei der Dorfeinfahrt Sauges erblickte ich eine Tafel: Gates Chambres. Dies sind günstige Privatzimmer für Radler, Wanderer und Pilger. Es war noch ein Zimmer zu haben, also buchte ich gleich ein. Die Dame des Hauses, welche die Vermietung bewältigt, war im Moment ausser Haus, aber Monsieur wies mir ein Zimmer zu und ich bezog es gleich. Einfachster Standart, eine Dusche, ein Waschtisch und ein Bett, einfach aber sauber, darauf lege ich höchsten Wert!

Am späteren Nachmittag besichtigte ich die Kirche und die Kapelle, in der Kirche erhielt ich den Pilgerstempel und konnte mit den Einheimischen noch einen kleinen Schwatz halten. Zurück im Haus konnte ich mich noch mit der Dame des Hauses und deren Mutter unterhalten. Die Mutter ist 85 und hat vor über 40 Jahren mit der Zimmervermietung an Pilger und Passanten begonnen. Die wissen viele Geschichten zu erzählen, da sind schon viele Leute eingekehrt!

Um 20 Uhr fanden wir uns alle zum gemeinsamen Nachtessen ein, ein herzhaftes Nachtessen, da wurde auch der am lautesten knurrende Magen satt. Wie in Frankreich üblich, Vin de Table als Hauptgetränk dazu und zum Abschluss eine Käseplatte. Ist gut, verbrenn ich all die Kalorien wieder, sonst müsste ich die Handbremse etwas anziehen.

So hatten wir eine lustige Gesellschaft und lernten einander etwas besser kennen. Eine vierköpfige Familie trainierte über Ostern Etappen zu gehen, damit sie sich nächstes Jahr vielleicht an den Jakobsweg wagen werden.

Ein Pilger aus Niederoesterreich sass mir gegenüber. Er erzählte mir, dass er ab Genf den Weg laufe, die Zeit spiele ihm keine Rolle, er rechne 3 bis 6 Monate!

Langsam wurden bei allen die Augendeckel immer schwerer, die Gesellschaft löste sich langsam auf in Richtung Schlafzimmer.